The Doomer 10/97

Illegaler Zensurversuch aufgedeckt
Bonn/Feldkirchen. Um weiter operieren zu können, hat sich ein Mitarbeiter der indizierten BPS in die Redaktion einer großen deutschen PC-Spielezeitschrift eingeschlichen und unlautere Zensuren angedroht. Der Skandal wurde bekannt, nachdem eine entrüstete Leserin Anzeige erstattet hatte. In der Oktober-Ausgabe des Magazins war von einem Test des Spiels "Chasm" Abstand genommen worden, da dieses "die Grenzen des guten Geschmacks verletze." Diese Argumentation verstößt gegen geltendes Recht, da nach dem Wegfall der deutschen Zensurgesetze alle Neuerscheinungen gleichermaßen getestet werden müssen. Dem Magazin wird weiterhin vorgeworfen, wirtschaftliche Benachteiligung eines Softwareherstellers aus vorgeschobenen ethischen Gründen beabsichtigt zu haben. Nachforschungen der Staatsanwaltschaft ergaben, daß der zuständige Redakteur zum konspirativen Kreis ehemaliger BPS-Mitarbeiter gehört und bereits mehrfach durch seine extreme Gesinnung aufgefallen war. Bei der Vernehmung gab er an, die Indizierung der Behörde habe Deutschland in eine "Spielwiese teuflischer Machenschaften" verwandelt, die ein "aufrechter Christ nicht kampflos hinnehmen" könne. Er habe auch für den Weggang des ehemaligen Mitarbeiters Florian "Stanglnator" Stangl gebetet, da dieser den Inhalt des Magazins mit gewalttätigen Äußerungen verdorben habe. Dem Redakteur wurde inzwischen fristlos gekündigt. Das Gericht ordnete außerdem ein psychiatrisches Gutachten an. (jo)

Gefälschte Chips in Umlauf
Seoul. In einer großangelegten Razzia konnte die koreanische Polizei vergangenen Dienstag einen Schmugglerring ausheben, der Tausende von gefälschten Prozessoren in Umlauf gebracht hatte. In Europa tauchen seit einem halben Jahr immer wieder aus billigen Kartoffeln hergestellte Chips auf, die als Intel-Pentiumprozessoren deklariert und verkauft wurden. Die Chips sind äußerlich kaum vom Original zu unterscheiden und erschweren so die Kontrolle. "Das Kartoffelmehl, das anstelle von Silizium verwendet wird, verkrustet nach einiger Zeit und biegt den Chip u-förmig um. Das führt zum Totalabsturz des gesamten Systems," so ein Sprecher von Intel. Der Marktführer fürchtet nun um seinen guten Ruf, da niemand absehen könne, in welchen PCs Kartoffelchips aus Korea ticken. Intel forderte alle Käufer günstiger Pentiumsysteme auf, das System von einem Fachmann prüfen zu lassen. Betroffenen Kunden wurden hohe Rabatte bei Neukauf eines Original-Chips offeriert. (jo)

Erstes CyberTravel-Reisebüro eröffnet
Hamburg. Reisen im Cyberspace bietet mehr Erholungswert als echter Urlaub und ist dabei völlig risikolos. Das gab die Geschäftsleitung von Deutschlands erstem Cyber Travel - Reisebüro bekannt, das in Hamburg seine Pforten öffnete. Anders als in dem Film "Total Recall" werde die Erinnerung der Kunden nicht manipuliert: der Gast begibt sich auf eine virtuelle Reise und erlebt diese selbst als eine Art Simulation. Die verwendete Hard- und Software, die schon im 'Rasenmäher- Mann' eingesetzt wurde, gehört zur Weltspitze. Zahlende Kunden können aus mehreren virtuellen Ländern und Erlebnissen auswählen und den Verlauf der Reise interaktiv beeinflussen. Im Angebot sind derzeit Monkey Island-Kreuzfahrten, Studienreisen nach Atlantis mit Indiana Jones und Wochenendtouren in die Scheibenwelt. Hartgesottene Kämpfernaturen können sich im 'Temple of Doom and Quake' austoben. Für die Zukunft wurden auch Aerobicprogramme mit Lara Croft und Rennsportsimulationen angekündigt. Der virtuelle Trip hat allerdings seinen Preis: für eine halbe Stunde muß der Computertourist im Schnitt 150 Mark auf den Tisch des Hauses legen. (jo)

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