The Doomer 04/99

Bundesprüfstelle kommt
Bonn. Die im Bundestag beschlossene Wiedereinsetzung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPS) hat landesweit zu Fassungslosigkeit und Entsetzen geführt. Der Entscheid komme einem Rückfall ins Mittelalter gleich, urteilte der deutsche Verbraucherbund. Hannelore F., Ehefrau von Ex-Zensor Karl-Heinz F. (85), hatte auf erneute Amtsaufnahme der berüchtigten Prüfstelle geklagt, die sich im Januar 1997 selbst indiziert hatte (wir berichteten). Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gab der Klage nun statt. Befragt, warum sie die Neuetablierung einer überkommenen Institution befürworte, sagte Frau F.: "Mein Mann war oberster Prüfer in der Schmuddelfilmabteilung. Der Job fehlte ihm, und das hat der alte Lustmolch nächtens immer an mir ausgelassen!". Das Urteil hat weit reichende Konsequenzen für Computerspieler. "Die BPS-Typen waren zwei Jahre lang arbeitslos. Jetzt schnippeln die doch wie wild herum, um Dampf abzulassen", sagte ein erboster Anwender. Erste Befürchtungen, wonach wiederum Werbe- und Besprechungsverbote für Spiele verhängt würden, haben sich bereits bestätigt. "Wir kehren jetzt mit eisernem Besen", sagte ein freudig erregter Behördensprecher. "Es sind bereits zusätzliche Rentner angeworben worden, um in jedem PC-Magazin die Wörter 'Doom' und 'Quake' durchzustreichen. Das Teufelswerk hat sich in den zwei Jahren der Gottlosigkeit stark ausgebreitet." Die Doomer-Redaktion hat sich vorsorglich für den Ernstfall gewappnet und dem Doominator zusätzliche Ausgaben für großkalibrige Munition gewährt. Besucher werden seit Ende März auf verdächtige Zensoren-Kopfbedeckungen wie Karoschildmützen und Cordsamthüte untersucht. (jo)

Frisch ans Stückwerk: Deutschlands auferstandene Zensoren auf dem Weg zur täglichen Schnippelei. quelle: resident evil 2

Folgenschwere Verwechslung
Hamburg. Überraschte Gesichter gab es in der Kirchengemeinde St. Michaelis, als vergangenen Donnerstag Abend rund 50 Computerspieler lautstark Einlass forderten. Die Spieler waren mit ihren PCs und Monitoren beladen und konnten nur mit Mühe daran gehindert werden, im Michel ihre Netzwerke zu installieren. Grund für die ungewöhnliche Versammlung war die Plakatkampagne, mit der die Kirche für die Aufführung von Haydns Requiem geworben hatte. "Auf Requiem warten wir nämlich schon seit Wochen," sagte ein Spieler. "Als wir lasen, dass das Teil ausgerechnet im Michel vorgestellt werden sollte, haben wir uns schon ein bisschen gewundert. Aber die Kirchen tun ja heutzutage so modern." Ein Gemeindesprecher klärte den Irrtum auf und lud die Spieler ein, zur Abwechslung mal nicht zu ballern, sondern der schönen Musik zu lauschen. (jo)

Kurzmeldungen aus aller Welt
Anwender verunglückt. Weil er auch beim 35. Versuch den Belgian Grand Prix in der Nice2-Premiumklasse nicht gewann, musste ein Jugendlicher ins Krankenhaus eingeliefert werden. Igor "Reifenpest" L. hatte in seiner Wut seinen MS Force Feedback Joystick erst beschimpft und dann aufgegessen. Die Elektromotoren des Sticks arbeiteten nach dem Verzehr weiter und verursachten einen Magendurchbruch. Microsoft dementierte Gerüchte, wonach der Force Feedback nun mit spezieller Geschmacksnote ausgeliefert werden soll.

Deutsche Bahn AG will Valve verklagen. Ein Sprecher der Bahn teilte mit, dass gegen das Spiel Half Life nun rechtlich vorgegangen werde. Die von einer Terror- und Pannenserie getroffene Bahn sieht die Ursachen für alle Vorfälle der Vergangenheit im Half Live-Level "On a train", in welchem der Spieler Gleisanlagen und Weichen beschießen muss. Dies animiere Terroristen, es gleichzutun.

Ärzte warnen vor Unreal. Wer länger als eine Stunde täglich in den zugigen Gemäuern von Nali Castle zubringt, kann sich eine Erkältung oder Lungenentzündung zuziehen. Die Burg sei äußerst windig gebaut und man habe mit Feuerstellen gegeizt, warf der Ärzteverband den Programmierern von Epic vor. Zu allem Übel bestehe in den nur schwach beleuchteten Gängen akute Beinbruchgefahr. (jo)